Centro de Madres y Familias Villa Independéncia
Das Mütter- und Familienzentrum entstand in der "Villa Independencia" in José Leon Suarez (in der Provinz von Buenos Aires, Argentinien) basierend auf dem aus Deutschland stammenden Konzept der Mütter- und Familienzentren. Es wurde von den Deutschen Renate und Gottfried Stein 2005 initiiert und unterstützt und bis heute von einer aktiven Müttergruppe aus dem Viertel betrieben und verantwortlich geleitet. Kern der Basisgruppe ist die seit 2005 regelmäßig stattfindende "Reunion", in der vor allem die tragenden Frauen des Mütter- und Familienzentrums begleitet und beraten, Prozesse und Inhalte demokratisch debattiert und abgestimmt werden.
Das Mütterzentrum wurde 2005 aus den Bauruinen eines nach der Wirtschaftskrise 2001/2002 verlassenen Kirchengrundstückes der "Capilla San Francisco Solano" aufgebaut.
Es steht grundsätzlich allen Menschen in der Villa offen und soll vor allem den vielen jungen Müttern und Eltern Orientierung und Unterstützung bieten. Der Gedanke der Internationalen Vernetzung war von Beginn an eine zentrale Idee des Projektes. Ohne die wichtige finanzielle Auf- und Ausbauhilfe durch europäische Privatspender, sowie der Deutschen Botschaft Buenos Aires, dem Deutschen Auswärtigen Amt und Spenden von "Sternstunden" aus Deutschland, wäre das Projekt in dem politischen und sozialen Kontext Argentiniens der letzten 15 Jahre nicht möglich gewesen.
Heute wird das Mütterzentrum in Eigenverantwortung selbstständig vor allem von den Frauen des Viertels weitgehend im Ehrenamt geleitet. Die regelmäßige Bezahlung der verantwortlichen Leiterinnen ist das aktuelle Kernziel des Projektes. Die Nachhaltigkeit des Mütter- und Familienzentrums als auch das professionelle Weiterkommen der Frauen steht im Fokus.
Mütter- und Familienzentren: Ein wenig von unserer Geschichte
Der Standort des Familienzentrums
Die "Villa Independéncia" liegt direkt am Bahndamm des Ortes León José de Suarez in der Provinz von Buenos Aires und wird von ca. 3000 Menschen bewohnt.
Die soziale Situation in der Gründungszeit des Mütter- und Familienzentrums 2005 war gerade nach der sozialen und wirtschaftlichen Krise Argentiniens besonders prekär: viele Häuser haben nur zum Teil Wasser und Stromanschluss, viele Menschen leben in Blech- und Holzverschlägen. Suarez liegt in der Nähe eines Sumpfgebietes. Die Häuser und Behausungen wurden deswegen bei starkem Regen häufig überschwemmt. Der einzige Fluss war mit Abfällen, Chemikalien, und Fäkalien völlig kontaminiert.
Mit dem Bau und der kontinuierlichen Arbeit des „Centro de Madres y Familias“ gelang es der aktiven Frauengruppe durch politische Artikulation die Infrastruktur des Viertels zu verbessern: so wurde der kontaminierte Fluss abgedeckt und eine Freizeitfläche mit Spielplätzen gebaut. Auch die Strassenbepflasterung, Wasser- und Stromversorgung konnte verbessert werden.
Die öffentliche Gesundheitsversorgung schafft es nicht alle Notwendigkeiten abzudecken, so gibt es keine soziale Betreuung, ebenso wenig wie eine Altersversorgung. Fehl- oder Unterernährung führt zu gesundheitlichen Vorerkrankungen, wie Atemerkrankungen, Diabetes, Zahnproblemen, und anderen gesundheitlichen Einschränkungen. Die Zahl junger Mütter und Eltern (schon ab 12, 13 Jahre) ist hoch. Viele haben weder Schulabschluss noch Berufsausbildung. Aufgrund der Jugendarbeitslosigkeit haben viele Schüler*innen auch nach Beendigung der ersten Schulstufe keinerlei Berufsperspektive .
Freiräume halten als geschützte Räume
Die Geschichte der Mütter-und Familienzentren führt bis in die 80iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Es ist eine Entwicklungsgeschichte von Frauen und deren Familien, die sich aufgemacht haben ihren Wunsch nach öffentlichem unabhängigem Raum zu beschreiben und formulierten ihre Bereitschaft aktiv Verbesserungen für sich und ihre Nachbarschaft, an ihren jeweiligen Lebensorten zu erreichen.
Es war und ist nicht selbstverständlich, selbstbestimmte öffentliche Räume zu gestalten. Es braucht Zeit, Ermutigung, gute Partnerschaften und Solidarität sich auf Prozesse des „voneinander Lernens“ einzulassen. Jede und Jeder, klein wie groß hat Stärken und Schwächen.
Im vertrauensvollen Umfeld, auch außerhalb der eigenen Familie, kann in einem Mütter- und Familienzentrum Vertrauen geübt, können Schwächen zugestanden und neue Ideen gemeinsam entwickelt werden. Im geschützten Raum eines Mütter-und Familienzentrums findet man Begleitung in schmerzhaften Lebensabschnitten und Ermutigung neue Kräfte zu sammeln. Es sind Räume der Bildung- und Weiterentwicklung für Frauen, Kinder und Familien.
Was bedeuten für uns unabhängige Räume? Sind wir politisch uninteressierte Personen?
Nein, im Gegenteil, alle Teilnehmer*innen und Mitarbeiter*innen bringen ihre persönlichen Lebensansichten und Konfessionen und ihre politischen Ansichten mit ein. Die unabhängigen Räume ermöglichen uns erste Schritte um Kompromisse zu finden, sich Mehrheiten unterzuordnen und hierarchiefrei eigene Ideen einzubringen. Sie bieten eine gute Voraussetzung für eine Entwicklung lebendiger demokratischer ziviler Gesellschaften.
Trotz Weiterentwicklungen der Frauenrechte und der Annäherung der Geschlechterungleichheit in Familie und Berufsleben, bleibt die besondere Herausforderung von Frauen im Thema der Gesundheitsvorsorge, Bildungs- und Ausbildungszugängen sowie eigenen Entfaltungsmöglichkeiten während ihrer Familienzeit mit Kindern. Frauen, Mütter und Kinder stehen daher im natürlichen Focus von Mütter-und Familienzentren.
Auf Frauen und Müttern liegt weltweit noch immer die Hauptlast von Fürsorgearbeit für ihre Kinder, ihre Familie und die Versorgung eigener Eltern. Das bestätigen Statistiken und Berichte. Zwischenzeitlich ist es vielen Gesellschaften und Entscheidungsträgern zwar klar und bleibt doch noch ein großer Weg der praktischen Umsetzung.
Mütter-und Familienzentren, mit ihren rund 40 Jahren wirksamer Basisbewegung in mehr als zwanzig Ländern, leisten hier einen entscheidenden Beitrag in kleinen Zellen ihre Stimmen zu erheben im gesellschaftlichen Dialog. Ihre Vision ist es, aktiv beizutragen für ein partnerschaftliches gleichberechtigtes gesellschaftliches Leben, mit allen Herausforderungen, die uns erreichen.
Für die Umsetzung unserer Ziele beginnen wir mit Kleinkinderförderung, in den „ersten 1000 Tagen eines Kindes“, treffen Mütter mit ihren Kindern im Baby Cafe, tauschen uns aus, planen regelmäßig in Frauenrunden, planen einen „ Mittagstisch“ mit einfacher gesunder Ernährung, bieten Kreativkurse mit Basteln, Handarbeiten, spielen und tanzen und entwickeln Projekte der Einkommensmöglichkeiten für die aktiven Mütter, Frauen und Männer. Seit 2005 wirkt das „Centro de Madres y Familias“ in José León Suarez aktiv, baute in zwei Abschnitten ein Haus und Frauen leiten mittlerweile das Zentrum selbst. Das Familienzentrum wird seit 15 Jahren ausschließlich von deutschen, europäischen oder privaten Spenden getragen.
Das Konzept der Familienzentren
Das „Centro de Madres y Familias“ ist Mitglied des internationalen Mütterzentrum-Netzwerkes MINE (Mother Centers International Network for Empowerment). Mütterzentrumsvorsitzende Renate Stein ist Gründerin des MINE- Südamerikanetzwerkes.
Das MINE Netzwerk ermöglichte und vereinfachte seit Beginn an den Wissens- und Bildungsaustausch zwischen dem europäischen Mütterzentrums Netzwerk und dem argentinischen Mütterzentrum.
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Mit den ersten in Argentinien stattgefundenen internationalen Mütterzentrumskonferenzen 2015 und 2016 in Buenos Aires, formierte sich ein eigenständiges Südamerikanetzwerk, das sich zur Vision gemacht hat weitere südamerikanische Mütterzentrumsinitiativen zu fördern und zu begleiten und Mütter- und Familienzentrumsarbeit in Südamerika mit starken, vertrauensvollen Partnern auszubauen.
Südamerikanetzwerk und MINE
Spenden
Wir freuen uns und sind dankbar für jede Spende. Sie können entweder auf unser deutsches MINE-Spendenkonto eingezahlt werden - falls eine steuerabzugsfähige Spendenquittung erwünscht ist - oder direkt über unser argentinisches Spendenkonto laufen.
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Spenden bitte an:
Banco BBVA (Banco de Frances Argentina ) S. A Buenos Aires:
IBAN/CBU: 0170 3571 26000000015259 USD
IBAN/CBU: 0170 3571 20000000 365709 ARS Peso
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oder
MINE e.V: Referencia: Centro de Madres Argentina
Kreissparkasse Esslingen-Nördlingen
IBAN: DE 336 115 00 20000 7443127